Gedanken zum Umzug in ein afrikanisches Dorf

Dieser Umzug Ende März 2019 war ein Balanceakt in mehrfacher Hinsicht für uns.

Wir beide hatten einen riesigen Respekt vor diesem Schritt und wir gingen ihn deshalb sehr bewusst. Zwischenzeitlich leben wir nicht mehr permanent dort, weil wir als Weiße zu viel Aufmerksamkeit auf uns als Personen gezogen haben.

Hier noch einmal die Gedanken, die uns davor bewegt haben:

Sicherheitsbedenken haben wir nicht! Wir haben dennoch entsprechende Vorkehrungen getroffen und einiges in unsere Gebäudesicherheit investiert. Wir sind uns bewusst, das wir als Weisse per se ein lohnendes Ziel sind. Das sind wir in ganz Uganda, wären aber stärker gefährdet in einem städtischen Umfeld. Dort wäre mehr Abgrenzung notwendig.

Natürlich könnten wir uns hier völlig abschotten mit einer Mauer und Stacheldraht, um vermeintlich mehr Sicherheit zu haben. Damit würden wir zugleich ein Signal der Abgrenzung an die senden, mit denen wir Leben teilen wollen. Wir brauchen die richtige Balance zwischen:

Sicherheit <-> Offen bleiben

Das Krisengebiet Süd-Sudan hat keinen direkten Einfluß auf die Region. Viel näher herangehen würden wir aber nicht.

Beide wären wir doch recht unsicher vor diesem Schritt, wenn wir auf uns und unsere eigenen Kräfte vertrauen müssten. Das wäre dann eher die Unsicherheit, in eine Situation zu gehen, die ich nicht beherrschen kann, die mir vollkommen fremd ist. Wir haben in den letzten Jahren so viele Situationen mit unserem Gott erlebt, wo er uns durch schwierige Situationen geführt hat! Wir sind sicher, dass Gott uns dort in seinem Plan einsetzen möchte. Das gibt uns die Sicherheit ihm zu vertrauen, das er die Kontrolle hat. Den Anspruch zu haben, selbst die Situation im Griff zu haben, würde uns überfordern. Deshalb geben wir das gern ab an ihn. Das ist eine Balance zwischen:

Gott-vertrauen <-> (sich)Selbst-vertrauen

Warum schreiben wir das hier öffentlich? Weil wir wahrnehmen, dass Menschen um uns herum Ängste haben und sich die Frage stellen, ob wir leichtsinnig seien. Nein, leichtsinnig sind wir nicht. Wir stellen uns den Dingen bewusst und sehen auch klare Grenzen für uns. Vor allem sind wir uns bewusst, dass unser Herr real bei uns ist alle Tage bis an unser Ende. (Math 28, 20)

Niemand kann vorher sagen, wie sich dieses zusammen leben entwickeln wird. Unsere Anwesenheit hat das Potential die gesamte Aufmerksamkeit von David, dem ugandischen Leiter von Ot Pa Wora, zu uns zu verschieben. Dafür werden wir sensibel bleiben, um das zu vermeiden, denn eines unserer Ziele ist es Ugander in verantwortungsvoller Leiterschaft zu sehen.

Möglich, dass wir dauerhaft ein Fremdkörper bleiben, genauso wie, dass wir der “etwas andere” Teil der Community werden. Das ist ein Balanceakt zwischen:

Anpassung <-> Authenzität

Wenn wir erreichen wollen, das Ugander authentisch als Ugander leben, können wir ihnen dann vorleben, wir wie unsere eigene Authentizität aufgeben?

Die Menschen um uns herum haben kein Bett, keine Matratze und keine Möbel. Sie kochen vor der fensterlosen Hütte auf Steinen mit Feuerholz. Sie haben keinen Strom und das Wasser holen sie sich, zum Teil über weite Entfernungen von einem Bohrloch.

Wir sind anders und werden anders bleiben. Selbst, wenn wir genauso leben würden wir die Menschen hier um uns herum, blieben wir anders. Wie kann gerade aus dieser Andersartigkeit ein creatives Miteinander wachsen? Wie kann dieser Balanceakt gelingen? Ja, er kann gelingen, dass glauben wir. Aber,

dafür gibt es kein Handbuch!

Diese Frage ist für uns genauso spannend wie für Dich. Lass uns darüber im Gespräch bleiben. Wenn Du etwas nicht verstehst oder dir Sorgen machst, können wir gern darüber sprechen. Auch das ist ein Teil von Leben teilen, wie wir es tun wollen. In der von uns gewohnten Offenheit.

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