Dieser Tag beginnt für mich um 03:00.
Ich werde wach. Da ist so ein Fiepen im Ohr. Klingt nach Tinitus? Oder?!
Dann, als ich ganz wach bin, merke ich, es könnte auch von ausserhalb meines Kopfes kommen. Vielleicht aus dem Abstellraum? Ich stehe auf. Der Inverter macht Alarm. Das soll er ja auch, wenn die Batteriespannung sinkt. Gleichzeitig soll er abschalten, weil es sonst eine Tiefenentladung der Batterie zur Folge haben kann und die kann die ganze Batterie zerstören.
Ich also zum Inverter. Oh weh! Die Batterie ist laut Anzeige auf 10.4V runter. Das ist das schlimmste denkbare Szenario, ein GAU. Der Inverter zieht immer noch Strom. Ich klemme ihn ab. Nun sind wir ohne Strom. Wie lange wohl, frage ich mich kurz und gehe wieder schlafen.
„Warum nun auch noch das? Reicht es nicht, dass das Dach undicht ist und von Käfern zerfressen wird? Oder dass wir seit unserer Rückkehr kaum noch Internetempfang haben. Oft können wir selbst innerhalb Ugandas nicht telefonieren. Unsere Rückkehr war wie eine Bruchlandung! So haben wir es erlebt, weil die Käfer trotz viermaligem Spritzen mit Gift weiter arbeiten und sogar uns beissen. Wir sind am ganzen Körper zerstochen. Die Klimaanlage am Auto ist trotz viermaliger Reparatur seit unserer Ankunft in Otacpab wieder ohne Funktion.„
Inzwischen ist es 06:00 Uhr. Es ist dunkel, ich stehe auf. Ohne Licht mache mir meinen Morgen-Kaffee. Ich freue mich auf den Genuss. Von meinem Stuhl sehe ich, wie die Flamme erlischt. Plopp! Das Gas ist leer!!
Kannst Du dir vorstellen, was dann für einen Moment in meinen Gedanken begann: „Warum nun auch …
Aber wir haben eine Eratzflasche in der Garage, weil die Stadt, wo es Ersatz gibt, 40km weit ist.
Hui, ich habe mal Internetempfang. Also flugs die Emails lesen. Heute morgen, nach dieser Nacht und in all dem Trubel kommt die Nachricht von einer großen Sonderspende (Kollekte 815,-€) einer Gemeinde für uns. Man, dass hat mich tief berührt und ich lasse meine Tränen laufen. DANKE Papa!
Wie sehr muss unser Papa einige Herzen bei unserem Besuch dieser Gemeinde berührt haben?!
Es ist inzwischen 10:00. Nun will ich ein paar Arbeiten erledigen. Gleichzeitig beginnt ein heftiger Starkregen. Alles fliesst. Auch drinnen im Haus gibt es kaum Plätze wo man trocken bleibt. Geräte und Bücher in Sicherheit bringen, Bett abdecken. Während dessen führt meine liebe Frau ein freundschaftliches seelsorgerisches Telefonat. Sie scheint die Ruhe im Sturm zu sein und merkt gar nicht, was um sie herum geschieht.
Dann einfach diesem besonderen Naturschauspiel zusehen und die Kraft erleben, die dem inne wohnt.
Einige Minuten später ist ein Kind zu „retten“, das voller Angst vor einem Weg steht, der jetzt ein reissender Fluss ist, und weint.
Der Regen hört auf. Danke Papa, keine größeren Schäden und ich habe mal wieder Internet. Es ist unglaublich: Noch eine Nachricht von einer Sonderspende!
Da ist sie wieder diese Assoziation in meinem Kopf: Um Achterbahn zu fahren muss man nicht zwingend zum Jahrmarkt gehen. Es gibt andere Wege. 😉
Es der 02. Oktober 2019 12:15 Uhr. Was für ein Tag. Hat er nicht gerade erst begonnen?
Sehr eindrücklich berichtet. Wir können gut nachempfinden wie ihr euch in solchen Situationen gehäufter Herausforderungen fühlt. Dennoch ist ER da und ruft euch zu: Kommt zu mir, wie ihr seid, mit allem was euch bewegt, Ich habe euch nicht vergessen, vertraut mir.
Amen, lieber Mathias.